In Deutschland sinkt seit etwa 2003/2004 bei beiden Geschlechtern die Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenzrate) in allen Altersgruppen ab 55 Jahren. In vielen anderen europäischen Ländern wird diese Entwicklung nicht beobachtet. Wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang mit der in Deutschland eingeführten Darmspiegelung zur Früherkennung (Koloskopie-Screening) seit 2002. Dabei können Vorstufen von Darmkrebs erkannt und zugleich entfernt werden.1
Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befinden sich die Tumoren bei über 50 % der Patienten schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Werden die Warnzeichen frühzeitig (z. B. in Stadium I oder II) erkannt und beachtet, können Patienten heute dank neuer Therapien und Behandlungsmöglichkeiten zunehmend erfolgreich behandelt werden. In den letzten 10 Jahren sind die Sterberaten bei beiden Geschlechtern um mehr als 20 % gesunken. Heute liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate für beide Geschlechter bei 62 %.
Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm. Im Jahr 2014 erkrankten daran etwa 33.100 Männer und 27.900 Frauen. Im Laufe des Lebens erkrankt einer von 15 Männern und eine von 18 Frauen an Darmkrebs. Dabei steigt das Darmkrebserkrankungsrisiko bis ins hohe Alter an. Dies spiegelt sich in einem vergleichsweise hohen mittleren Erkrankungsalter von 75 (Frauen) bzw. 72 Jahren (Männer) wieder. Mehr als die Hälfte der Patienten erkranken jenseits des 70. Lebensjahrs, nur etwa 10 % der Krebserkrankungen tritt vor dem 55. Lebensjahr auf.2
In der Statistik zur Krebshäufigkeit in Deutschland steht Darmkrebs bei Frauen an zweiter, bei Männern an dritter Stelle direkt hinter geschlechtsspezifischen Krebserkrankungen wie Brustkrebs und Prostatakrebs (und bei Männern noch Lungenkrebs).2
Dass Darmkrebs trotzdem zu den Erkrankungen mit einer großen Chance auf Heilung zählt, klingt zunächst beruhigend. Doch der Krebs wächst heimtückisch. Deutliche Beschwerden treten in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium auf, mit diffusen Schmerzen, unklaren Verdauungsstörungen wie Obstipation (Stuhlverstopfung), Diarrhöe (Durchfall) oder mit Blut im Stuhl. Ärzte und Wissenschaftler, aber auch zunehmend Prominente, setzen sich daher für eine bessere Früherkennung ein.